Dienstag, 12. November 2024

Montevideo, Uruguay

 

Zu unserem Glück - nach der Schlechtwetterfront und der befürchteten Absage des Hafens Montevideo - konnten wir heute am Morgen gegen 8 Uhr im Hafen von Montevideo anlegen. 

Es begrüßte uns ein ungewöhnliches Bild, ein kleiner Schiffsfriedhof vor unserer Kabine, und im Hafen einige Container.

Aber direkt dahinter lag schon die Altstadt von Montevideo, die man von hier bequem zu Fuß erkunden konnte, hatten wir eigentlich auch so geplant, aber manchmal kommt es anders.

Ich hatte mich entschieden mal einen Veranstalter vor Ort zu buchen, in der Hoffnung auf kleinere Gruppen wie bei den AIDA Ausflügen, und vor allem einem deutschsprachigen Tourguide.

Die Hoffnung auf die kleine Gruppe wurde uns gleich genommen. Wir fanden unseren Veranstalter „Discover Rio“ sehr schnell, aber es war ein kleines Chaos, da dieser aus vier vorab geplanten Gruppen jetzt spontan drei Gruppen mit ca. 35 Teilnehmern machte. Der erste Dämpfer am Morgen, es sollte aber der Letzte bleiben. Unsere Reiseleiterin - sorry, Asche auf mein Haupt, ich habe ihren Namen vergessen - war einfach toll! Ihr Deutsch perfekt, laute Stimme, gut verständlich, riesiges Wissen mit vielen Details, und so herzlich, ging auf jeden Wunsch und jede Frage ein.

Wir waren zu Anfang mit einem Bus unterwegs und der erste Fotostop führte uns zum Parlamentsgebäude, welches zur Zeit mal schnell renoviert wird, da wir hier gerade Neuwahlen hatten und die Arbeit der neuen Regierung erst im Februar wieder aufgenommen wird. Dieses beeindruckende Gebäude wird im nächsten Jahr einhundert Jahre alt.

Von hier kann man auch das große Gebäude - welches aufgrund seiner Ähnlichkeit Erinnungen an den Burj Khalifa in Dubai  hervorruft - ganz gut sehen. Es beherbergt die Telefongesellschaft, und man sagt, sein deutscher Architekt war auch an der Planung des Burj Khalifa in Dubai beteiligt, welch ein Zufall.

Den zweiten Stopp legten wir in der Café Bar Facal ein, wo schon die Mate Tee Zeremonie auf uns wartete.

Es gibt hier scheinbar kaum jemanden, der dies nicht zelebriert, es kommt ursprünglich aus Paraguay, hat sich aber nach Süd Brasilien, Argentinien und Uruguay verbreitet. Hier hat fast jeder seinen Mate Becher - ursprünglich aus einem Kürbis gemacht - den Tee und eine Thermoskanne dabei.

Man gießt immer wieder Wasser nach - nicht mehr kochend - und trinkt den Tee aus einem Röhrchen an dessen Ende sich ein Löffel mit einem Sieb befindet, lässt man es zu lange ziehen, wird es sehr bitter. Der Bar Besitzer erklärte uns alles in aller Ruhe. Ich hatte viel Wasser in meinen Becher gekippt und alles geflutet, der Barbesitzer meinte beim Anblick meines Bechers - Disaster;-)

Bis vor Corona tranken auch immer viele Leute aus einem Becher, das war wie Friedenspfeife rauchen - nach Corona ging das stark zurück. Die Zeremonie und die Churros waren im Ausflug inkludiert.

Vorbei am Brunnen und am Haus des Alchimisten ging es zu einem Aussichtspunkt an den großen Buchstaben der Stadt, das Wetter machte mit - traumhaft! Nicht nur die Bilder sind mit blauem Himmel schöner, es geht einem das Herz auf dabei.

Das Denkmal mit dem Ochsengespann ehrt die Gauchos, die südamerikanischen Cowboys, denen das Land viel zu verdanken hat. 

Uruguay ist im Verhältnis zu seinen Nachbarn ein winziges Land, halb so groß wie Deutschland, aber nur 3,5 Millionen Einwohner. Trotz allem ist es für diesen Kontinent ein sehr reiches Land - was sich auch in vielen Bauwerken spiegelt. Man verwendet das viele Grasland zur Rinderzucht, die man sehr erfolgreich betreibt, und jede Menge Fleisch und tierische Produkte in alle Welt exportiert.

Im Verhältnis zu den 3,5 Millionen Einwohnern, leben hier ca. 12 Millionen Rinder, und man produziert täglich Milchprodukte für ca. 20 Millionen Menschen. Man nennt Uruguay auch die Schweiz von Südamerika und der Lebensstandard ist hier sehr hoch. Der Großteil der Bevölkerung lebt in einer guten Mittelschicht. 

Eigentlich gibt es bei mir nur noch selten Mitbringsel in Form von Stehrumchen und Staubeinchen, aber der Mate Becher, den ich dort am Stand eines Einheimischen (auf dem Bild mit unserer Reiseleiterin) kaufte, ist was ganz besonderes für mich, in Bezug auf mein ehemaliges Pferd Sandro, der hier in Uruguay geboren wurde, und mir die Traditionen der Gauchos etwas näher brachte. 

Zurück in der Altstadt verließen wir unseren Bus am Placa Independencia, um unsere Erkundungen zu Fuß weiter zu machen. Am Placa Independencia, den man durch das Tor Puerta de la Ciudadela - ein Überbleibsel des ehemaligen Forts - betritt, findet man auch das Gebäude Palácio Salvo, welches das höchste Gebäude ist und 1925 als Hotel gebaut wurde, aber nie ein Hotel innehielt. Es sind von Anfang an Wohnungen für privilegierte Leute der Stadt. Das Gebäude erinnert an Walt Disney oder eine Torte.

Die 33 Palmen auf dem Platz erinnern an die 33 Rebellen, die das Land befreit haben und die Reiterstatue sitzt leider auf dem falschen Pferd wie wir festgestellt haben. Er sitzt auf einem spanischen Pferd, wo er doch die Spanier bekämpft hat, eigentlich sollte er auf einem Criollo (die Südamerikanischen Mustangs) sitzen, sieht aber vielleicht nicht edel genug aus. 

Auf dem weiteren Weg kamen wir an einem Wandgemälde von Carlos Part Vilaro vorbei. Sein Sohn war Rugbyspieler in der einheimischen Nationalmanschaft, und sass auch in dem Flugzeug, welches über den Anden abgestürzt ist, und man die restlichen 16 Überlebenden erst nach 2 Monaten gefunden hat. Ganz aktuell gibt es dazu wieder einen Kinofilm bei uns Zuhause.

In der Kathedrale Metropolitana haben wir wieder Kerzen angezündet, um den daheimgebliebenen zu gedenken, bevor wir uns auf den Weg zur Markthalle - Marcando del Puerto - gemacht haben. Vorbei an einer Reiterstatue mit dem richtigen Pferd ;-) und im Gedenken an das Gauchovolk, dem Balkon mit Romeo und Julia und vielem mehr.

In der schmiedeeisernen Markthalle endete unser sehr informativer und abwechslungsreicher Ausflug. Hier gibt es schon lange keine richtigen Markstände mehr, aber sie ist die kulinarische Kultstätte Montevideos, und auch wir nahmen Platz an einem Tresen mit Blick auf den Grill, und genossen Chorizo und ein sehr leckeres Steak.

Abendessen auf dem Schiff brauchten wir keines mehr, aber wir genossen zum Auslaufen den Gänsehaut Sonnenuntergang, bevor wir uns auf den Weg nach Buenos Aires, nach Argentinien machten.


Mittwoch, 13. November 2024

Buenos Aires, Argentinien

 

Nichts entwickelt die Intelligenz wie das Reisen.

(Emile Zola, französischer Schriftsteller, Maler und Journalist)

 

Von dem kleinen Uruguay (passt 44mal in das Land Brasilien) ging es heute über Nacht in den Hafen von Buenos Aires, nicht über das Meer, nein, wir fuhren durch eine 200 km lange Schneise den Rio da la Plata entlang. Die Schneise ist so eng, dass auf diesen 200 km kein Platz ist für ein entgegenkommendes Schiff in der Größe wie unseres ist, deshalb liegen vor der Einfahrt immer viele Schiffe, die auf die Erlaubnis zur Einfahrt warten.

Auch ist das Wasser hier nicht mehr so schön blau wie das Meer, es ist grün und schlammig. Der Rio da la Plata führt so viele Lehmpartikel mit sich, die sich hier in das Meer ergießen. Das kann man sogar in der Nacht erkennen.

Hier liegen wir in einem Containerhafen, in welchem ein konstant hoher Lärmpegel herrscht, aber wir sollten zum Glück den ganzen Tag nicht da sein. Nein, wir wollen uns hier nicht die Stadt anschauen - obwohl diese wohl sehr sehenswert sein soll - nein, wir werden einen Ausflug auf das Land unternehmen.

Ich war doch sehr überrascht einen solchen Ausflug bei AIDA zu finden, der sich mit dem Thema Gauchos befasst.

Mir liegt dieses Thema persönlich sehr am Herzen, ich durfte 14 Jahre lang einen Criollo, in Uruguay geboren, mein Eigen nennen, und lernte daher auch viel über die Kultur und das Leben der Gauchos, ihre Traditionen - so wie das Mate trinken - und Ihr Leben.

Auf diesen Ausflug war ich sehr gespannt.

Wir hatten wie meist keinen deutschsprachigen Reiseleiter, aber - für uns ein Glücksfall - Max von den Scouts an Bord zum übersetzten dabei. Da Max auch perfekt spanisch spricht, hörten wir die Erklärungen vom Reiseleiter also in spanisch.

So ging es mit dem Bus - in einer sehr angenehmen Reisetruppe mit 39 Personen - erstmal ca. 80 km in das Landesinnere von Argentinien, in die sprichwörtliche Pampa. Pampa bedeutet übersetzt baumlose Ebene, und dieser Begriff kommt von hier. 

In dieser Pampa leben Millionen von Rindern, deren Fleisch weltweit beliebt ist. Das Geheimnis dieses Fleisches liegt darin, dass es hier sehr oft regnet, und das Gras immer - das ganze Jahr hindurch - absolut frisch und grün ist. 

Wie immer der Hinweis, klickt die Bilder einzeln an, um sie in ihrer richtigen Größe zu sehen, das Programm schneidet auf Quadrat zu …

Die letzten 2 km unserer Fahrt ging über eine Schotterpiste, und hier wurden wir schon von einem Gaucho mit einer Landesflagge und auf einem Criollo reitend begleitet, der uns bis vor das Tor der Estancia Mimosa brachte.

Wir wurden mit kühlen Getränken und noch warmen, mit Fleisch gefüllten Teigtaschen, herzlich begrüßt, bevor wir von einem jungen Paar eine gelungene Tanzdarbietung geboten bekamen.

Die Estancia de Mimosa war früher nicht nur eine Farm, sondern auch eine Pulperia - ein Geschäft, in dem auch die Leute aus der Stadt sich mit einheimischen Produkten eindeckten - und ist heute eine Art Veranstaltungsort.

Hier kommen - gerade am Wochenende - auch die Einheimischen her um Ihre eigenen Traditionen kennen zu lernen, und vor allem zum feiern, mit viel Wein und dem typischen Asado, das südamerikanische Barbecue.

Dann ging es in den hinteren Teil der Anlage, zu den Pferden, Criollos, eine kleinere sehr robuste Pferderasse, in Südamerika beheimatet. Was den Nordamerikanern die Cowboys sind hier die Gauchos, und die Mustangs vergleichbar mit den Criollos. Mir ging hier natürlich das Herz auf. Und wir durften hier nicht nur anschauen und anfassen, sondern nach Herzenslust auch reiten und Kutsche fahren!

Während wir die Pferde genossen, brutzelte schon unser Mittagessen auf dem Grill. Das Essen hier ist sehr fleischlastig, man rechnet pro Kopf ein Kilogramm Fleisch, Beilagen sind Nebensache, in unserem Fall Salat uns Brot. Serviert wurde das Essen - mit reichlich Wein und  hausgemachter Zitronenlimonade - in einer Art Halle, mit musikalischer Umrahmung. 

Anschließend, hatten wir - noch vor dem Nachtisch - nochmals das Vergnügen einen Auftritt des jungen Tänzerpaares zu genießen. (Kommt leider auf den Bildern nicht so wirklich rüber) Auch einen Tanz mit dem traditionellen „Wurfgeschoss“ der Gauchos war dabei. 

Im Anschluß zeigten uns die Gauchos einen Reiterwettbewerb, bei dem man mit einer Lanze einen kleinen Ring treffen musste. Diesen Ring brachte man dann seiner Auserwählten, in unsrem Fall bekam den eine kleine Dame unserer Reisetruppe. Hier auf die Estancia kamen früher auch viele Gauchos zwischen ihren langen Aufenthalten in der Pampa um sich mit lebensnotwendigem einzudecken. Natürlich hatte man nicht für alle ein Bett und so demonstrierte man, wie die Gauchos hier - und natürlich in der Pampa - schliefen.

Die Sättel der Reiter sind aus mehreren Lagen aufgebaut, diese Lagen - aus Fell und mehreren Decken - breitete man aus und verbrachte die Nacht darauf.

Es gab auf dem Hof noch viele weitere Tiere, vor allem viele Pfaue, heute ein Hobby, früher maßen sich die Farmen, welche die schöneren hatte. Auch viele Hunde - auch sehr gepflegte Schäferhunde - liefen uns hier durch die Beine. Der Besitzer - ein älterer Herr im Rollstuhl - hatte immer welche zu seinen Füßen liegen.

Zum Abschluss verköstigten wir noch den etwas bitteren Mate Tee mit einem süßen Gebäck im Garten zwischen all den Tieren bevor wir uns auf unseren Heimweg machten, bei dem wohl die meisten der Truppe sehr gut schliefen, ob das an den vielen neuen Eindrücken oder dem guten Wein lag? Egal, wir hatten einen wahnsinnig tollen Tag, für mich persönlich sehr emotional!

Dieser Ausflug war auch - im Gegensatz zu vielen mittlerweile überteuerten Ausflügen von AIDA - jeden Cent wert, was nicht zuletzt auch an den tollen Übersetzungen und Erzählungen von Max gelegen hat, vielen Dank dafür. 

Zurück im Hafen war von unseren 9 Containern leider immer noch nichts zu sehen. Unsere Liegezeit - alle Mann an Bord - wurde ja schon bis 1 Uhr in der Nacht verlängert, und spontan noch Ausflüge zur einer nächtlichen Panoramafahrt in die Stadt angeboten.

Aber wir waren für diesen Tag mit Eindrücken gesättigt, blieben an Bord und freuten uns an der Tango Show am Abend.

hier hat man ganz spontan - nachdem wir ja nicht „normal“ auslaufen konnten, ein Tanzpaar einer Tangotanzschule der Stadt organisiert, um uns einen Eindruck davon zu geben. Sehr schnell toll reagiert!

Wir begaben und nach einem unvergesslichen Tag und einem schönen Geselligen Abend gegen 1 Uhr in unsere Kabine, nicht wissend, ob wir nochmals in Buenos Aires oder schon auf dem offenen Meer aufwachen würden.


Donnerstag, 14. November 2024

Das wichtigste des Reisegepäcks ist und bleibt ein fröhliches Herz.

(Hermann Löns, Deutscher Journalist und Schriftsteller)

 

Seetag, einmal richtig ausschlafen, ja, dazu sind Seetage da.

Sonst gibt es von AIDA immer ein reichhaltiges Programm für die Seetage, gespickt mit Unterhaltung, lehrreichen Vorträgen (z. B. Zu den nächsten Häfen der Reise, Sportangeboten und vielem mehr, es sollte uns nicht langweilig werden.

 

Nach Angabe unseres Kapitäns bei der morgendlichen Durchsage, hatten wir uns in der letzten Nacht, still und leise aus Buenos Aires davon geschlichen, ohne das traditionelle Typhoon und unserer Auslaufmusik, für wen auch, wir haben ja alle geschlafen.

Jetzt liegen 819 Seemeilen (1517 km) vor uns bis zum nächsten Ziel Puerto Madryn, Argentinien.

Wir hatten wieder die 200 km der engen Seestraße des Rio da la Plata vor uns, bevor und der Lotse verließ und wir das Tempo für die lange Strecke erhöhen konnten. 

Am Abend erwartete uns die Poolparty - bei jetzt schon tieferen Temperaturen, und eine Lasershow.


Freitag, 15. November 2024

Seetag

Tagsüber bereitete uns Lektor Christian Pötschke auf unseren nächsten Hafen, Land, Tiere, Traditionen vor.

Am Abend - nach einem tollen Auftritt von Armin Fischer, Konzert in Lach-Dur - gönnten wir uns ein Whiskytasting.